Eine Kamerainspektion von Abwasserleitungen ermöglicht es, Schäden, Undichtigkeiten oder Verstopfungen sichtbar zu machen – ganz ohne Aufgraben oder unnötiges Rätselraten. Durch die ständige Weiterentwicklung dieser Technik möchten viele Hausbesitzer wissen, was eine solche Untersuchung überhaupt kostet und wie sich die Preise zusammensetzen.
Grundsätzlich bewegen sich die Kosten zwischen 80 und 500 Euro, abhängig von Leistungsumfang und den benötigten Funktionen des eingesetzten Geräts.
In den folgenden Abschnitten erhalten Sie einen klaren Überblick: Was genau eine Rohrkamera ist, welche typischen Preise in Deutschland gelten und welche Faktoren den Endpreis entscheidend beeinflussen.
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Was ist eine Rohrkamera?

Eine Rohrkamera ist ein flexibles Inspektionssystem, das in Abwasser- und Kanalleitungen eingeführt wird, um deren Zustand visuell zu bewerten. Das System besteht in der Regel aus:
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einem Kamerakopf mit leistungsstarken LED-Leuchten
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einem biegsamen Schiebekabel oder einer Schubstange
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einem Monitor zur Live-Bildübertragung
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optional einer Aufzeichnungseinheit für Video und Fotos
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optional einer Ortungssonde (512 Hz), um die genaue Position eines Schadens von außen bestimmen zu können
Die Inspektionskamera liefert ein unmittelbares Bild aus dem Rohrinneren. So lassen sich Risse, Wurzeleinwuchs, Fremdkörper, Ablagerungen, fehlerhafte Gefälle oder schadhafte Muffen zuverlässig identifizieren.
Was kostet eine Rohrinspektion mit Kamera?
Die Preise für eine Kamerainspektion variieren je nach Leitungsumfang, Zugänglichkeit und regionalen Stundensätzen. Für private Haushalte in Deutschland sind jedoch klare Richtwerte erkennbar.
1. Übliche Preisbereiche für Privathaushalte
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Leistung |
Kosten |
Hinweise |
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Einfache Kamerainspektion eines Leitungsabschnitts |
80–250 € |
inkl. Anfahrt, Standarduntersuchung, ohne umfangreiche Dokumentation |
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Pauschalpreis inkl. erster Meter (5–6 m) |
150–200 € |
jeder weitere Meter 15–20 €/m |
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Komplette TV-Inspektion im Einfamilienhaus |
250–400 € |
abhängig von Leitungsumfang und Zugängen |
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Mehrfamilienhaus / mehrere Stränge |
ab 500 € |
größere Objekte entsprechend höher |
2. Abrechnungsmodelle der Fachbetriebe
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Abrechnungsmodell |
Preis / Spanne |
Beschreibung |
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Stundensatz |
40–90 €/h |
Kameratechnik inkl. Bediener |
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Pauschalpreis pro Einsatz |
150–200 €+ |
fixer Betrag inkl. festgelegter Meterzahl |
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Preis pro laufendem Meter |
15–20 €/m |
üblich bei längeren Hausanschlussleitungen |
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Dokumentationszuschläge |
variabel |
Video, Fotos, Protokolle, Pläne |
3. Mögliche Zusatzkosten
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Zusatzkosten |
Typische Preise |
Hinweise |
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Anfahrtspauschale |
30–50 € |
je nach Region |
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Notdienst- / Feiertagszuschläge |
variabel |
abends, Wochenende, Feiertage |
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Ortung des Schadens (mit Empfängergerät) |
zusätzliche Kosten |
abhängig vom Anbieter |
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Rohrreinigung vor der Inspektion |
100–250 €+ |
erforderlich, wenn Leitung blockiert ist |
Faktoren, die die Kosten beeinflussen

Die endgültigen Kosten einer Kamerainspektion hängen von mehreren technischen und organisatorischen Parametern ab. Die folgenden Faktoren bestimmen in der Praxis am stärksten, wie hoch der Gesamtpreis ausfällt.
1. Länge und Durchmesser der Leitung
Je länger der untersuchte Leitungsabschnitt, desto höher der Aufwand. Viele Betriebe berechnen nach laufenden Metern oder kalkulieren zusätzliche Zeit.
Auch der Durchmesser spielt eine Rolle:
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Kleine Durchmesser (DN 40–DN 70): Standardkameras ausreichend.
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Mittlere Durchmesser (DN 100–DN 150): häufig im Hausanschlussbereich; längere Schiebestrecken nötig.
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Große Durchmesser (DN 200+): Einsatz von Fahrwagenkameras, teures Equipment, höherer Zeitbedarf.
Konsequenz: Mehr Meter + größere Dimension = höherer Preis.

2. Zugänglichkeit und Einbausituation
Nicht jede Leitung ist ohne Weiteres erreichbar. Der Zeitaufwand steigt, wenn:
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Revisionsöffnungen fehlen oder verdeckt sind
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Leitungen unter Bodenbelägen oder Möbeln liegen
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viele Richtungswechsel, enge Bögen oder steile Abschnitte das Schieben der Kamera erschweren
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die Leitung zunächst freigelegt oder gereinigt werden muss
Schlecht zugängliche Anschlüsse führen fast immer zu Mehrkosten, da die Arbeit länger dauert und mehr Fachkenntnis verlangt.
3. Notwendige Rohrreinigung vor der Inspektion
Eine Kamerainspektion ist nur sinnvoll, wenn die Leitung frei durchfahrbar ist.
Typische Situationen:
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hartnäckige Verstopfung
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starke Fett-, Kalk- oder Schlammablagerungen
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Wurzeleinwuchs
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Fremdkörper im Rohr
In solchen Fällen ist eine vorherige mechanische oder hydrodynamische Reinigung notwendig.
Diese Reinigung wird separat abgerechnet und beeinflusst die Gesamtkosten erheblich, häufig um 100–250 € zusätzlich.
4. Art und Umfang der Dokumentation
Die einfachste Variante ist das reine Live-Bild zur Sofortdiagnose.
Mehr Aufwand entsteht, wenn der Kunde Folgendes benötigt:
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detailliertes Schadensprotokoll
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Foto- oder Videoaufzeichnung
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Dokumentation für Versicherungen oder Behörden
Solche Leistungen kosten eigenständig Zeit und werden von vielen Betrieben klar als Zusatzposition berechnet.

5. Zeitpunkt des Einsatzes (Notdienst)
Bei akuten Problemen außerhalb der üblichen Arbeitszeiten gelten höhere Tarife.
Typische Zuschläge:
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Abend und Nacht: +25–50 %
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Wochenende: +50–100 %
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Feiertage: teilweise deutlich mehr
Wer flexibel ist, sollte den Termin möglichst innerhalb regulärer Geschäftszeiten vereinbaren.
6. Regionale Unterschiede
Die Preisstruktur unterscheidet sich spürbar zwischen Regionen:
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Großstadt/Ballungsraum → höhere Lohn- und Betriebskosten
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ländliche Gebiete → oft günstiger, aber längere Anfahrten
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Süddeutschland tendenziell teurer als Ostdeutschland
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Konkurrenzdichte beeinflusst Preisniveau
Für eine seriöse Einschätzung lohnt sich mindestens ein Vergleich von 2–3 Anbietern.
7. Privatkunde vs. Gewerbe
In gewerblichen oder industriellen Anlagen gelten andere Anforderungen:
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längere Leitungsnetze
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größere Rohrdurchmesser
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Arbeitssicherheitsvorschriften
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oft kombinierte Leistungen (Reinigung + TV-Inspektion + Dokumentation)
Dadurch werden Preise meistens nach Aufwand kalkuliert und bewegen sich deutlich über den üblichen Privattarifen.
Lohnt sich eine Rohrinspektion mit Kamera?

Eine Kamerainspektion ist nicht nur eine Diagnosemethode, sondern oft eine wirtschaftlich sinnvolle Vorsorgemaßnahme. Besonders in folgenden Situationen lohnt sich der Einsatz eindeutig.
1. Wiederkehrende Verstopfungen
Wenn Abflüsse immer wieder verstopfen, liegen fast nie „Zufälle“ vor. Typische Ursachen:
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Ablagerungen durch Fett oder Seife
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Rohrversatz
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eingewachsene Wurzeln
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Materialermüdung bei alten Leitungen
Ohne Kamera bleibt der Grund reine Spekulation. Eine Inspektion spart Kosten, weil Reparaturen gezielt erfolgen können statt blindem Herumprobieren.
2. Ältere Gebäude oder unbekannter Leitungszustand
In Häusern ab ca. Baujahr 1960 sind viele Abwasserleitungen bereits über 60 Jahre alt.
Risiken:
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spröde Materialien
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Risse in Beton- oder Steinzeugrohren
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Muffenversatz
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Korrosion bei Metallleitungen
Eine Kameraprüfung gibt Klarheit über den tatsächlichen Zustand und verhindert böse Überraschungen – besonders bei Renovierungsprojekten.
3. Vor dem Immobilienkauf
Viele Schäden liegen unsichtbar im Erdreich oder hinter Wänden.
Eine kurze Inspektion vor dem Kauf:
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schafft Transparenz
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schützt vor unerwarteten Sanierungskosten (oft mehrere tausend Euro)
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stärkt die Verhandlungsposition beim Kaufpreis
Für viele Käufer zählt die Rohrkamera heute zum Standard-Check wie Energieausweis oder Dachbegehung.
4. Nach Wasserschäden oder Feuchtigkeit im Keller
Wenn Feuchtigkeit aus unklarer Quelle auftritt, hilft die Kamera bei der Ursachenforschung.
Sie zeigt:
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Rohrbrüche
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Undichtigkeiten
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Wurzeleinwuchs
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nachträgliche Hindernisse (z. B. Baufehler)
Die Dokumentation ist zudem wichtig für Versicherungen, weil sie Schäden objektiv belegt.
5. Nach einer Rohrreinigung
Viele Hausbesitzer glauben: „Rohr frei – Problem gelöst.“
Die Erfahrung zeigt allerdings: Fast 30–40 % der Fälle haben eine tieferliegende Ursache, die nur nach einer Reinigung sichtbar wird.
Eine kurze Nachkontrolle mit Kamera:
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überprüft das Reinigungsergebnis
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zeigt Schäden, die vorher verdeckt waren
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verhindert erneute Verstopfungen kurze Zeit später
6. Präventive Kontrolle alle 5–10 Jahre
Für Einfamilienhäuser mit älteren Leitungen lohnt sich eine vorsorgliche Inspektion im Abstand von 5–10 Jahren.
Kosten überschaubar, Nutzen hoch:
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frühzeitiges Erkennen von Materialschäden
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bessere Planung von Renovierungen
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Vermeidung teurer Notfälle
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Transparenz über die Lebensdauer der Abwasseranlage
Wie findet man einen seriösen Anbieter?

Ein seriöser Rohrreinigungs- oder Kamerainspektionsbetrieb arbeitet transparent und gibt klare Preise an. Dazu gehören feste Pauschalen, nachvollziehbare Meterpreise und alle möglichen Zusatzkosten vorab. Vorsicht ist bei extrem günstigen Lockangeboten geboten, da diese häufig in überhöhten Endrechnungen enden. Ein guter Anbieter verfügt außerdem über moderne Kamera- und Ortungstechnik, qualifiziertes Personal und zeigt auf Wunsch Geräte sowie Nachweise.
Zuverlässige Betriebe erkennt man zudem an guten Kundenbewertungen, regionalen Empfehlungen und einer sauberen Dokumentation. Dazu zählen Videodateien oder Fotos, eine verständliche Schadensbeschreibung, genaue Meterangaben und konkrete Handlungsempfehlungen. Diese Transparenz sorgt dafür, dass Hausbesitzer jederzeit Kontrolle über mögliche Folgekosten behalten.
Fazit
Eine Kamerainspektion ist eine der zuverlässigsten Methoden, um den Zustand von Abwasserleitungen realistisch einzuschätzen. Sie ist:
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präzise
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zerstörungsfrei
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kostenüberschaubar
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eine klare Investition in die Gebäudesicherheit
Für Einfamilienhäuser bewegen sich die Gesamtkosten meist zwischen 150 und 400 €, abhängig von Leitungsumfang und Dokumentationswunsch. Teurer wird es in erster Linie dann, wenn zuvor eine Rohrreinigung notwendig ist oder ein Einsatz außerhalb der regulären Arbeitszeiten erfolgt.
Für Hausbesitzer mit älteren Gebäuden, wiederkehrenden Verstopfungen oder unklaren Feuchtigkeitsproblemen ist eine professionelle Kamerainspektion besonders sinnvoll. Sie verhindert teure Notfälle und ermöglicht planbare Sanierungsentscheidungen.
Ergänzender Tipp für Kostenbewusste

Für regelmäßige Eigenkontrollen kann es sich lohnen, eine eigene kleine Rohrkamera anzuschaffen. Solche Geräte sind inzwischen bezahlbar und reichen völlig aus, um:
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einfache Sichtkontrollen durchzuführen
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Ablagerungen oder erste Schäden früh zu erkennen
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problematische Stellen rechtzeitig zu dokumentieren
So lassen sich häufige Routinekontrollen günstig selbst erledigen.
Und: Bei ernsthaften Schäden oder komplexen Leitungsbereichen sollte dennoch ein Fachbetrieb hinzugezogen werden, um präzise Diagnosen, Ortungen und professionelle Maßnahmen durchzuführen. Die Kombination aus eigener Grundkontrolle und professioneller Unterstützung bei Bedarf ist für viele Hausbesitzer die wirtschaftlichste Lösung.
Weiterführende Lektüre: Wie Verwendet Man eine Kanalisation-Kamera?